*Rezension* Das Mädchen aus Glas

Das Mädchen aus Glas von Julie Hilgenberg

erschienen bei Diana

Zum Inhalt

Berlin, 1913. Elisa leidet unter der seltenen und wenig erforschten Glasknochenkrankheit, weshalb sie ihr wohlbehütetes Zuhause kaum verlässt. Louis ist ein Draufgänger und liebt das Risiko. Die von den Eltern vereinbarte Eheschließung erscheint ihnen zunächst wie eine Bestrafung – zumal Elisa in ihren Arzt Wilhelm verliebt ist. Doch während der Erste Weltkrieg heraufzieht, kommen Elisa und Louis sich näher. Als die beiden Männer an die Front müssen, zeigt sich, wie stark Elisa wirklich ist – und sie erfährt, was es bedeutet, wahrhaftig zu lieben.

(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Das Cover ist schlicht gehalten und hat als Farbklecks einzig eine wunderschöne Hibiskus-Blüte zu bieten. Die Geschichte spielt in Berlin in den Jahren 1913 bis 1916 und wird in der dritten Person geschildert. Die Kapitel sind relativ kurzgehalten, was mir gut gefiel.

Bei Elisa wird die Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta) mit sieben Jahren festgestellt. Diese Diagnose beschert dem Mädchen eine Menge an Verboten und Beschränkungen. Sie ist fortan in ihrem Zuhause gefangen, um nicht einen Bruch ihrer Knochen zu riskieren. Die Kleine vereinsamt und fühlt sich eingesperrt, was auch die Autorin in einem kleinen Vorwort sehr treffend formulierte. Elisas einziger Lichtblick ist Wilhelm, der Sohn ihres Hausarztes. Über die Jahre entwickelt sich eine innige Freundschaft und nun mit 23 Jahren sind bei der jungen Frau mehr als freundschaftliche Gefühle im Spiel. Ich mochte Elisa auf Anhieb sehr gerne und habe mit ihr unter den strengen Regeln ihrer Eltern gelitten. Diese sind sowieso nicht gerade das Gelbe vom Ei – Elisas Mutter hat nichts zu sagen, schon gar nicht gegen ihren Mann, was wohl aber hauptsächlich der damaligen Zeit geschuldet ist. Und Elisas Vater kennt nur seine Regeln, denen keiner zu widersprechen hat. So kommt auch die Heirat mit Louis zustande. Eine Zweckehe, die den Erhalt der Schokofabrik sichern soll. Für mich nicht nur deswegen eine unvorstellbare Zeit, in der ich bestimmt nicht klargekommen wäre … Der Wert einer Frau wird völlig niedergemacht, was man in vielen verschiedenen Bereichen merkt und für mich unfassbar war.

„Gefühle, mein liebes Kind, haben keine Bedeutung“, sagte sie, als habe sie Elisas Gedanken gelesen. „Weil sie keinen Bestand haben.“

Seite 56/57

Louis ist nicht wirklich der Vorzeigesohn, den sich ein Vater wie seiner gewünscht hat. Er genießt mit seinen 25 Jahren das Leben in vollen Zügen – in allen Bereichen. Nicht unbedingt der Typ Mann, den man als Frau gerne heiraten möchte, auch nicht zu der damaligen Zeit … Aber wenn man ein wenig näher hinschaut und einen Blick hinter Louis´ Fassade wirft, wird man doch ein wenig überrascht. Daher entwickelte ich mit der Zeit doch meine Sympathie für den jungen Mann.

Wilhelm ist dagegen wieder ganz anders. Er ist nicht nur in seiner Tätigkeit als Arzt um Elisas Wohl bedacht, sondern zeigt auch als Mensch seine sensible Seite. Ihn muss man einfach ins Herz schließen!

Julie Hilgenberg hat mir mit diesem Buch eine zwar längst vergangene, aber auch sehr schwierige Zeit nähergebracht. Natürlich geht es nicht in erster Linie um den Ersten Weltkrieg, aber ich hätte mir schon gewünscht, dass er im Buch ein wenig früher eine Rolle spielt. Denn der Klappentext verrät in der Beziehung einfach zu viel für meinen Geschmack. Aber ansonsten bin ich von diesem Buch absolut begeistert! Ich wurde in eine Zeit entführt, die für mich etwas Neues war und die ich als authentisch empfand. Die Charaktere mochte ich auf ihre eigene Art und Weise und der Schreibstil ließ sich äußerst angenehm lesen. Im Grunde passiert im Mittelteil der Geschichte nicht sehr viel, aber ich konnte die Finger nicht von dem Buch lassen. Die Schokofabrik wird dem Leser auch ein wenig nähergebracht, was ich interessant fand. Und hungrig machte 😉 Elisas Krankheit nimmt hier genauso wenig Raum ein wie der Krieg, was mich ein wenig verwunderte, aber nicht weiter störte. Es war einfach klasse zu sehen, wie sich die Personen im Laufe der Jahre veränderten und somit auch entwickelten. Für Elisa brachte ich an einer bestimmten Stelle unheimlich viel Respekt auf – ich hätte nicht so handeln können wie sie. Gerade diese Situation wirkte auf mich aber nicht gestellt oder übertrieben gönnerhaft dargestellt. Sie fügte sich ins große Ganze und passte einfach nur perfekt. Die Grausamkeiten des Krieges werden auf wenigen Seiten dargestellt und erschütterten mich zutiefst. Eine klare Leseempfehlung von mir an dieser Stelle!

„Wissen Sie, es ist leicht, nach jemandem zu treten, der bereits am Boden liegt. Jemandem die Hand zu reichen und aufzuhelfen, verlangt einem weit mehr ab. (…)“

Seite 423

Zum Autor

Julie Hilgenberg, Jahrgang 1991, studierte Journalistik und arbeitet als Schauspielerin sowie freie Journalistin für die Süddeutsche Zeitung. Der Gedanke, dass man oft gar nicht anders kann, als jemanden zu mögen, wenn man ihn erst richtig kennenlernt, inspirierte sie zu »Das Mädchen aus Glas«. Neben dem Schreiben gilt ihre Leidenschaft dem Reisen quer durch Europa und in exotische Länder. Sie lebt in der Nähe von München, wo sie sich als Leiterin eines Jugend-Literaturkreises engagiert.

WERBUNG
Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:

512 Seiten

ISBN 978-3-453-36057-0

Preis: 10,99 Euro

erschienen bei https://www.randomhouse.de/Verlag/Diana-Verlag/31000.rhd?rhcampaignid=GA_DMD_Random_House_Verlage-PH&gclid=EAIaIQobChMIzaeerYv56QIVZbR3Ch1zRA-DEAAYASAAEgIxc_D_BwE

Leseprobe https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Das-Maedchen-aus-Glas/Julie-Hilgenberg/Diana-Verlag/e560079.rhd

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

© Foto: Claudias Bücherhöhle

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

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