*Rezension* Wie viel Leben passt in eine Tüte?

Wie viel Leben passt in eine Tüte? von Donna Freitas

erschienen bei Thienemann

Zum Inhalt

Eine schlichte braune Papiertüte mit der Aufschrift „Roses Survival Kit“. Darin: ein iPod, ein Foto mit Pfingstrosen, ein Kristallherz, Buntstifte, ein Papierstern, ein Papierdrachen. Ein letztes Geschenk ihrer verstorbenen Mutter an Rose – und der Beginn einer Reise. Zögernd lässt Rose sich darauf ein. Jeder Gegenstand scheint sie dabei auf seltsame Art zu Will zu führen, für den sie schon bald mehr empfindet als bloße Freundschaft …

(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Das Cover dieses Buches finde ich auf seine schlichte Art und Weise einfach nur wunderschön und passend zur Story. Erzählt wird die Geschichte in der ersten Person, aus der Sicht von Protagonistin Rose. Jedes Kapitel wurde nach einem Song benannt – den Hintergrund dazu erfährt der Leser am Schluss des Buches.

Rose ist gerade 16 Jahre alt als ihre Mutter an Krebs stirbt. Durch dieses einschneidende und schreckliche Erlebnis zieht sich das Mädchen völlig zurück, gestattet sich nicht einmal mehr das Musikhören. Wir erleben hier über zwölf Monate hinweg den Weg von Rose, wie sie wieder am Leben teilzunehmen versucht und wie sich dieser Weg entwickelt. Ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen und litt mit ihr. Wobei ich sagen muss, dass man als Leser selbstverständlich die Trauer und den Verlust wahrnimmt, die Autorin aber hier keineswegs auf die Tränendrüse drückt. Das hat mir sehr gut gefallen und so konnte ich das Buch auch zum größten Teil ohne Taschentücher an meiner Seite lesen.

Will hat seinen Vater ebenfalls an Krebs verloren. Eine Gemeinsamkeit, die die beiden Teenager auf merkwürdigem Weg zusammenführt. Auch er eroberte mein Herz ganz still und leise im Sturm.

Oma Madison hat eine raue Schale und poltert auch einfach so raus, aber auch sie kann man in sein Herz schließen. Diese Frau ist auch nur ein Mensch 😉

Krupa ist Roses beste Freundin, die mir ebenfalls super gefiel. Eigentlich gibt es keine Haupt- oder Nebenfigur, die ich nicht mochte. Trotz der schweren Thematik hat die Autorin hier Charaktere erschaffen, die es einmal nicht auf Intrigen anlegen und vielleicht von Hass und Neid zerfressen werden. Nein, diese Figuren sind auch in schweren Zeiten da, helfen oder ziehen sich ohne ein böses Wort zurück. Hört sich jetzt vielleicht nach Friede-Freude-Eierkuchen und ganz viel Kitsch an, aber so ist es bei mir keineswegs rübergekommen. Es herrscht eine unerklärliche Harmonie, die total ins Bild passt und die Geschichte noch stimmiger macht. Echte Freundinnen, die für einen da sind, wenn man sie braucht. Und sie auch manchmal von sich schubsen kann, wenn man die Nähe nicht erträgt.

Ich hatte es so satt, ihn immer wieder aufzufangen.

Seite 38

Durch den Tod der Mutter zerbricht einiges. Die zurückgelassene Familie hat ihre Schwierigkeiten, mit denen jeder klarzukommen versucht. Was hier aufgezeigt wird, wirkte auf mich äußerst realitätsnah. Erschreckend natürlich, aber immer auch mit einem Funken Hoffnung dabei. Zu sehen, wie Rose sich entwickelt, was sie alles unternimmt, um nicht komplett in diesem riesigen Loch zu verschwinden und wie ihr das Survival-Kit ihrer Mutter dabei hilft, ist einfach nur großartig von Donna Freitas niedergeschrieben. Die Idee hinter dem Kit ist einfach nur wunderschön.

Denn manchmal muss man für die kleinen Dinge dankbar sein, wenn einen die großen Dinge zu erdrücken scheinen.

Seite 164

Donna Freitas hat mir mit diesem Buch ein wahres Jahreshighlight beschert. Im Nachhinein ärgere ich mich schon ein wenig, dass ich das Buch nicht schon viel früher gelesen habe – denn hierbei handelt es sich um eine Neuauflage in Taschenbuchform. Aber egal, ich habe es jetzt gelesen und ich liebe es! Charaktere, Entwicklung, Schreibstil und die stetig aufkeimende Hoffnung ließen mich durch die Seiten fliegen. Die Trauerbewältigung steht an erster Stelle und ich finde die Idee mit dem Survival-Kit einfach nur großartig. Es zeigt, dass das Leben natürlich weitergeht und dass die Hinterbliebenen vielleicht nur einen Schubs brauchen, damit sie mit dem wahnsinnigen Verlust trotzdem weitermachen können. Weitermachen müssen. Zum größten Teil wurde ich einfach durch die Story geschickt, ohne Taschentücher benutzen zu müssen. Doch dann gab es drei bestimmte Ereignisse, die mich laut aufschluchzen ließen … Wie ihr seht, ganz unvorbereitet und mit voller Macht. Aber auch das gehört zu dieser Geschichte dazu und ich liebe das Buch trotzdem. Oder gerade deswegen – keine Ahnung. Für mich eins der besten Bücher, das ich jemals gelesen habe. Vielen Dank, Donna Freitas für diese beeindruckende Reise!

Jederzeit, selbst in den Momenten größten Glücks, kann unsere Welt ohne Vorwarnung in Stücke zerbrechen. Der Verlust lauert überall und zeigt uns sein hässliches Antlitz immer dann, wenn wir es am wenigsten erwarten.

Seite 323

Zum Autor

Donna Freitas wurde in Rhode Island geboren, studierte Spanisch und Philosophie und hat einen Doktortitel in Theologie. Neben ihrer Tätigkeit als Professorin an der Boston University veröffentlichte sie mehrere Sachbücher zum Thema Jugend und Religion und schreibt für bekannte Zeitungen und Magazine, darunter das Wall Street Journal, die Washington Post und Newsweek.

WERBUNG
Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:

ab 13 Jahren

400 Seiten

übersetzt von Christine Gallus

ISBN 978-3-522-20268-8

Preis: 15 Euro

erschienen bei https://www.thienemann-esslinger.de/

Leseprobe https://www.thienemann-esslinger.de/thienemann/buecher/buchdetailseite/wie-viel-leben-passt-in-eine-tuete-isbn-978-3-522-20268-8/

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

© Foto: Claudias Bücherhöhle

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

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