*Gedanken/Gefühle* zu Zwei Leben in einer Nacht

Servus, liebe Höhlenbesucher!

Heute starte ich hier mit einer neuen Kategorie, die mir sehr am Herzen liegt. Es wird darin um Bücher gehen, die sich entweder zu einem absoluten Herzensbuch entwickelt haben oder die einfach ein Thema aufgreifen, zu dem ich meine Gedanken und Gefühle äußern möchte – ausführlicher als in einer Rezension. Den Klappentext und sonstige Infos spare ich mir – am Ende des Beitrags werdet ihr einen Link finden, der euch weitere Infos liefert oder auch den Kauf des Buches ermöglicht. Ich starte mit o.g. Buch von Carolin Wahl.

Dieses Buch beinhaltet eine Trigger-Warnung, was ich für angebracht und unerlässlich halte. Es geht um Suizid, Depressionen, Trauer, Ängste und Tod.

Ich war sehr beeindruckt von diesem Buch und wie die Autorin es niedergeschrieben hat. Es ist insgesamt sehr düster gehalten, was nicht nur an der Nacht liegt, in der die paar Stunden von Sam und Caspar spielen. Ich hatte des Öfteren eine Gänsehaut beim Lesen und konnte es nicht fassen, mit was für Gedanken sich diese beiden Jugendlichen beschäftigen. Was sie dazu veranlasst, sich das Leben nehmen zu wollen. Und auch, wie sie sich im Internet in diese Gruppe haben aufnehmen lassen. Dass es überhaupt Menschen gibt, die quasi Ratschläge geben, welches der beste Weg ist oder auch noch ein Spiel, eine Mutprobe daraus werden lassen! Als wenn ein Leben nichts wert ist und man Menschen, in diesem Falle ja sogar erst Teenager in ihrer Meinung bestärken muss, dass Suizid der einzige und vor allem beste Ausweg ist … Ich war regelrecht schockiert! Und kann mir aber durchaus vorstellen, dass es solche Foren gibt. Die Autorin selbst ist durch die Blue Whale Challenge zu diesem Thema gekommen – besagte Challenge ist mir persönlich völlig unbekannt.

Sam und Caspar sind vom Typ her ganz unterschiedlich und haben nur den bevorstehenden Selbstmord als Gemeinsamkeit. Völlig makaber … Die Ausweglosigkeit und der feste Glauben daran, dass das der richtige Weg wäre, erschütterte mich. Wenn ich jetzt schreibe, dass ich gerade Caspars Gründe verstehen kann, hört es sich komisch an und soll auf gar keinen Fall eine Befürwortung für Suizid sein! Er wirkte sehr reflektiert und überhaupt nicht unsicher, was mir stellenweise richtig Angst machte. Ich habe durch jahrelange persönliche Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen Kontakt zu Depressionen und weiß, was diese anrichten können. Natürlich kann man hier jetzt kommen und sagen, dass es genug Nummern oder auch Therapien gibt, die einen wieder gesund werden lassen. Tolle und notwendige Einrichtungen – gar keine Frage, aber wie bei allen Dingen reagiert jeder Mensch individuell. Jeder geht anders mit Depressionen und Suizidgedanken um. Es gibt genügend, denen einen Gesprächs- oder medikamentöse Therapie hilft, aber es gibt auch die anderen. Und wer wirklich keinen anderen Ausweg sieht, der ist davon auch nicht von einem Suizid abzubringen. Da helfen weder Medikamente, noch liebevolle Unterstützung der Familie und Freunde oder sonstiges. Genau deshalb sind Depressionen eine verdammt tückische Krankheit, die man niemandem ansieht und die auch niemals wirklich verschwindet. Alkoholiker bleiben auch Alkoholiker, selbst wenn sie trocken sind …

Nichts an dieser hochglanzpolierten Scheinwelt traf den Kern seines Seins. Es war fast so, als würde er sich eine Maske überstreifen, jeden Tag wenn er aufstand.

Seite 138

Ein wirklich schwieriges, sensibles Thema, das immer noch zu wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhält. Daher finde ich es besonders mutig, dass sich Carolin Wahl damit beschäftigt hat. Das Buch hat nicht sehr viele Seiten, aber das ist hier auch nicht nötig. Die Situation wird eindringlich geschildert und es ist alles gesagt am Ende. Ich hoffe, dass das Buch den Weg in viele Bücherregale finden wird. Ich hoffe, dass Schulen darauf aufmerksam werden und sich mit dem Buch auseinandersetzen – trotz Corona! Beim Lesen hatte ich zu keiner Zeit eine Idee, wie es enden wird – dafür stand zuviel im Raum und es gab zu viele Unsicherheiten. Es ist ein Buch, das man auch nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis hat, das einen erschüttert und hoffentlich wachrüttelt. Ich weiß nicht, ob Suizid eine Lösung ist, das kann ich nicht beurteilen und ich werde dazu auch keine Stellung nehmen. Ich weiß aber, dass sich jeder Mensch trauen sollte, seine Probleme ansprechen zu können, so nichtig sie vielleicht auch erscheinen mögen. Und ich weiß auch, dass man sich dessen bewusst sein muss, dass man Depressionen hat und sich helfen lassen sollte – egal, in welcher Weise. Depressionspatienten dürfen nicht allein gelassen oder sogar belächelt werden – das sollte die Gesellschaft endlich mal verstehen!!!

Immer dieser Druck. Immer dieses Gefühl, nie genug zu sein, immer noch mehr machen zu müssen, mehr zu können, mehr zu schaffen. Er fühlte sich wie ausgehöhlt, hatte kaum noch Antrieb, am Morgen aufzustehen. Seine Gedanken waren träge, er spulte ein Programm ab, das er sich über die Jahre einstudiert hatte.

Seite 137

Hier noch einige Links zu dem Buch:

WERBUNG
Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:

https://www.hugendubel.de/de/taschenbuch/carolin_wahl-zwei_leben_in_einer_nacht-39096288-produkt-details.html?searchId=886006075
https://www.loewe-verlag.de/titel-0-0/zwei_leben_in_einer_nacht-9546/

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

© Fotos: Claudias Bücherhöhle

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