*Rezension* Reality Show

Reality Show von Anne Freytag

erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Heiligabend: Die einflussreichsten Personen Deutschlands werden in ihren Häusern eingesperrt – und ihre Geiselnahmen live übertragen. Der Showmaster tritt vor die Kamera und erklärt die Spielregeln: »Zwar wählen die Menschen ihre Regierung, die Macht liegt jedoch längst nicht mehr beim Volk. Heute präsentieren wir Ihnen diejenigen, die wirklich entscheiden, wer zum Gewinner und wer zum Verlierer des Systems wird. Und glauben Sie mir, jeder von ihnen hat mindestens eine Leiche im Keller.« Nun haben die Zuschauer die Wahl, wer mit einem blauen Auge davonkommt und wer bluten muss. Während die Menschen wie gebannt vor ihren Bildschirmen sitzen, wird eine Frage immer lauter: Wer sind die Drahtzieher hinter der Reality Show?

(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Das Cover dieses Buches gefällt mir wirklich gut. Die leicht verzerrte Schrift lässt an ein gestörtes Fernsehbild denken. Von den Farben her empfinde ich das Buch als Eye-Catcher, aber nicht zu aufdringlich. Geschildert wird die Story überwiegend in der dritten Person und es findet ein stetiger Orts- und Perspektivwechsel statt. Einige Kapitel werden auch im personalen Erzählstil geschildert. Die Kapitel sind meistens sehr kurzgehalten, was mir einerseits gut gefiel. Die Geschichte spielt im Jahr 2028 und enthält sogar Anmerkungen zur Corona-Krise, was ich überraschend fand.

Die einzelnen Charaktere werde ich hier nicht auflisten und zu ihnen auch keine Meinung abgeben. Das hat den einfachen Grund, dass es einfach zu viele Figuren sind, deren Zuordnung eine Heidenarbeit war. Es gibt allein zehn Personen, die am Heiligabend als Geiseln genommen werden. Dazu kommen noch deren anwesende Familien, Freunde oder Angestellte. Dann gibt es noch die Menschen, die diese Geiselnahme jahrelang geplant haben und sich am Ende nur mit Decknamen ansprechen. Außerdem tauchen auch immer wieder weitere Personen auf, die die Show live im TV verfolgen. Das war mit der Zeit einfach total unübersichtlich und im Grunde stach auch keine Figur wirklich prägnant heraus. Die eigentlichen Geiseln haben anscheinend alle Dreck am Stecken und sollen vor laufender Kamera bestraft werden. Da es so viele verschiedene Menschen sind, die weder vom Alter noch vom Charakter her Ähnlichkeiten aufweisen, stellte mich auch ein näheres Kennenlernen in den kurzen Kapiteln vor eine unlösbare Aufgabe. Eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen oder auch mitzuraten, was wohl hinter alldem steckt, war ebenso schier unmöglich. Das nahm mir mit der Zeit immer mehr die Freude am Lesen und auch einen Teil der Spannung.

Aber wann kennt man jemanden schon?

Seite 9

Anne Freytag konnte mich mit ihrem neuesten Roman leider nicht überzeugen. Nach einem vielversprechenden Anfang und einer interessanten Idee wurde die Story immer unübersichtlicher. Nicht nur die vielen Figuren verwirrten, sondern auch der plötzliche Perspektivwechsel in die erste Person und die Zeitsprünge in die Vergangenheit. Es wurde alles kurz und knapp in einzelnen Kapiteln abgehandelt und wir springen wild durch die Zeit und an verschiedene Locations. Die Autorin hat sicherlich den Überblick behalten – ich leider gar nicht. Und das ist bei mir als Vielleserin echt ein Ding der Unmöglichkeit … Dazu kommt noch, dass ständig eine unterschwellige Aggressivität in der Geschichte mitschwingt, ebenso die sehr sex lastigen Andeutungen und Ausdrücke. Das ist mir schon in ihrem Vorgänger-Roman von 2020 aufgefallen. Ein krasser Unterschied zu den wunderschönen Jugendromanen, die ich von Anne Freytag kenne und liebe. Natürlich zeigt die Autorin hier eine andere Seite ihres Könnens, aber ich kann mich damit wohl nicht anfreunden. Die Story bringt nicht nur einige Charaktere zum Nachdenken, sondern sicherlich auch die Leser. Es wird ein Thema aufgegriffen, das nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden sollte, aber ob die Herangehensweise der Täter die richtige ist, ist doch sehr zu bezweifeln. Leider ist auch das Ende für mich ein großer Kritikpunkt – ich schlug das Buch zu und dachte mir: Und was jetzt? Mir schwirren auch nach längerem Nachdenken noch unheimlich viele Fragen im Kopf herum und das ist nicht das, was ich von einem Einzelband erwarte. Sorry, aber dieses Buch kann ich leider nicht weiterempfehlen.

Zum Autor

Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Für ihre Romane wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.

WERBUNG
Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:

464 Seiten

ISBN 978-3-423-26303-0

Preis: 16,95 Euro

erschienen bei https://www.dtv.de

Leseprobe https://www.dtv.de/buch/anne-freytag-reality-show-26303/

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

© Foto: Claudias Bücherhöhle

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag und www.vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

1 thought on “*Rezension* Reality Show

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