*Rezension* Du gehörst uns

Du gehörst uns von JP Delaney

erschienen bei Penguin

Zum Inhalt

Es ist der Albtraum aller Eltern: Als Pete Riley eines Morgens die Tür öffnet, steht vor ihm ein Mann, der seinem zweijährigen Sohn Theo wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Was Miles Lambert ihm offenbart, bringt Petes Welt ins Wanken: Die Söhne der beiden Familien sind nach der Geburt vertauscht worden, Miles und seine Frau sind Theos biologische Eltern. Nach dem ersten Schock beschließen die beiden Paare, die Kinder nicht aus ihren Familien zu reißen. Sie wollen gemeinsam einen Weg finden, am Leben ihres jeweils leiblichen Sohnes teilzuhaben. Doch schnell stellt sich heraus, dass die Familien unterschiedlicher nicht sein könnten. Pete traut der heilen Welt im Hause Lambert immer weniger. Dann bringt eine Klage gegen das Krankenhaus, in dem der Fehler passiert ist, Verstörendes ans Tageslicht …

(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Die vorliegende Geschichte spielt in London und wird in der ersten Person geschildert. Dies geschieht aus der Sichtweise der Protagonisten Pete und Maddie. Es gibt immer wieder eingeschobene Kapitel, die Mails, beeidete Aussagen oder auch Gutachten beinhalten. Für mich war es das erste Buch des Autors, aber auf keinen Fall das letzte.

Die Figuren kamen mir sehr authentisch vor. Zum Teil erschreckend authentisch. Anfangs empfand ich alle Hauptcharaktere als Sympathieträger, doch mit der Zeit wendete sich das Blatt erheblich. Der Autor versteht es, einen Twist ganz unbemerkt herbeizuführen, was ich grandios fand.

Miles war der Hauptinitiator der ganzen Geschichte und stellte Pete wegen der Vertauschung der Babys vor vollendete Tatsachen. Sein Verhalten fand ich dabei sehr kontrolliert und in gewisser Weise abgebrüht. Aber er hatte sich ja schließlich auch schon länger mit dem Verdacht beschäftigt und private Recherchen betrieben. Miles ist eher der Typ, der die Holzhammer-Methode anwendet und ich konnte als Leser wirklich spüren, wie Pete im Moment der Offenbarung der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und er es zuerst gar nicht glauben konnte. Wie auch? Mit so etwas rechnet man als Elternteil ja auch nicht gerade … Für Pete und seine Freundin Maddie beginnt ein wahrer Albtraum, der nicht nur ihre Elternschaft, sondern auch ihre Beziehung ins Wanken bringt.

Theo ist trotz der Frühgeburt ein gut entwickelter Zweijähriger, der ein leicht aggressives Verhalten an den Tag legt. David hingegen ist durch die dramatischen Umstände der Geburt beeinträchtigt und ein wirklich zarter, wenn nicht gar zerbrechlicher Junge. Ich konnte mir die beiden bildlich sehr gut vorstellen und die Gegensätze wurden hervorragend herauskristallisiert. Übrigens werden auch die Geburt und einige Zeit danach vom Autor geschildert und man bekommt als Leser immer mehr eine intensivere Beziehung zu Maddie und auch zu Pete. Miles und Lucy tauchen in dem Sinne mehr als Bekannte auf, trotzdem wird auch von ihnen ein umfassendes Bild erstellt.

Mir ist die außergewöhnliche Situation sehr ans Herz gegangen und ich mag mir gar nicht vorstellen, was so eine Offenbarung für Eltern bedeuten mag. In jedem Satz habe ich die Verzweiflung gespürt und den Struggle, was das beste für jedes Kind sein mag. Einen Weg zu finden, beiden gerecht zu werden und sich selbst dabei nicht zu verlieren. Sieht man „sein“ Kind plötzlich mit anderen Augen? Hat man den Gedanken, was wäre wenn gewesen? Ein entsetzliches Szenario, das man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünscht …

JP Delaney hat mir mit diesem Buch ein wahres Suchtmittel in die Hand gegeben, das ich schneller durchgelesen hatte als gedacht. Mich haben nicht nur die Darstellung seiner Charaktere und der flüssige Schreibstil beeindruckt, sondern auch die intensive Verbindung zu den Charakteren, die ich beim Lesen herstellen konnte. Der Autor schildert hier eine außergewöhnliche Situation, die die Figuren versuchen in den Griff zu bekommen. Dass nicht alles reibungslos verläuft, dass ihnen zum Teil die Worte im Mund herumgedreht werden oder Situationen plötzlich in einem anderen Licht erscheinen, fand ich einfach nur genial dargestellt. Es ist für mich eine ergreifende Geschichte, die aber ganz und gar nicht kitschig daherkommt. Die Story enthält authentische Charaktere, die mich immer wieder ins Staunen brachten. Forderungen werden hier gut verpackt, so dass die Protagonisten völlig überfordert und hilflos in eine schlimme Situation nach der anderen geraten – fast ohne es zu bemerken. Geld und Machtgehabe spielen eine große Rolle, ebenso Angst und Überforderung zu verschiedenen Gegebenheiten. Es entsteht immer mehr eine Abwärtsspirale, der ich teilweise kaum zuschauen konnte … Das Blatt wendet sich öfter und diese Geschichte entwickelt sich mit jeder weiteren Seite immer mehr zu einem Nervenkrieg. Mir ist lange nicht mehr ein Thriller so dermaßen unter die Haut gegangen – ich habe sehr mitgelitten und -gefiebert. Von der ersten bis zur letzten Seite spannend, emotional und außergewöhnlich. Definitiv ein Jahreshighlight 2021 für mich!

Zum Autor

JP Delaney wurde mit seinem ersten Thriller »The Girl Before« weltweit zum Star: Der Roman erschien in 45 Ländern und stand an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Seitdem setzt JP Delaney mit seinen genialen Ideen und rasanten Romanen neue Standards im Thriller-Genre.

Sein neuer Roman »Du gehörst uns« erscheint im Herbst 2021 bei Penguin, eine Verfilmung von »The Girl Before« ist derzeit in Arbeit.

WERBUNG
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448 Seiten

übersetzt von Sibylle Schmidt

ISBN 978-3-328-60198-2

Preis: 15 Euro

erschienen bei https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/Penguin/71000.rhd

Leseprobe https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Du-gehoerst-uns/JP-Delaney/Penguin/e590670.rhd

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

© Foto: Claudias Bücherhöhle

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

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